Seit einer langen Zeit wissen wir nun schon, dass wir diesen Sommer aufbrechen. Je näher das Datum rückt, je mehr Entscheide definitiv gefällt werden und je mehr Aufgaben wir abgeben, desto konkreter wird es. Aber was genau heisst es, sich auf so einen einschneidenden Wechsel der Lebensform einzustellen? Bei uns läuft das jeweils sehr unterschiedlich ab. Michael ist der Planer, der strukturierte, setzt sich weit im Vorfeld intensiv mit allem auseinander. Er wäre jetzt schon bereit, loszufahren, hat über hundert Task auf Trello erstellt und drängt darauf, die noch offenen Themen anzugehen.
Ich hingegen bin noch mitten im hiesigen Leben und stelle erst jetzt so langsam auf Reisemodus um. Die Kündigung einzureichen war keine emotionale Sache, nur der nächste logische Schritt. Als dann aber der Ticker auf der Website unter 365 fiel, geschah plötzlich was. Da regte sich ein Gefühl in mir, eine Vorfreude, auch etwas Nervosität. Und mit der Bestimmung meines Nachfolgers in der Schule Ende November, kam eine zweite Gefühlswelle. Plötzlich weiss ich nicht nur, dass wir die Reise umsetzen, nein, ich fühle es auch. Nur ein bisschen, aber immerhin.
Es ist wichtig, dass man auch emotional bereit ist. Auch die meistersehnten Veränderungen haben etwas Melancholisches, schliesslich gibt man einen Teil von sich selbst auf. Nur wenn man sich vom aktuellen Leben verabschiedet, kann man ein neues beginnen. Und dieses Verabschieden steht für mich nun an: Die letzten Sitzungen in diversen Gremien, die Übergabe meiner Aufgaben, die Verabschiedung von Menschen, die ich bis zur Abreise nicht mehr sehen werde. Insbesondere der Abschied von der Stiftung Columban, die ich die letzten vier Jahre präsidieren durfte, fällt mir schwerer als gedacht.
Auch wenn jeder Abschied etwas Wehmut hinterlässt, sie helfen mir, mich nicht nur kognitiv, sondern auch emotional auf den nächsten Lebensabschnitt vorzubereiten. So dass am Tag der Abreise nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Herz bereit für das neue Leben ist.